Rufmord in Kleinöd by Gerwens Katharina • Schröger Herbert

Rufmord in Kleinöd by Gerwens Katharina • Schröger Herbert

Autor:Gerwens, Katharina • Schröger, Herbert
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492968263
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2014-04-08T00:00:00+00:00


Kapitel 15

»Was für ein Tag!« Franziska ließ sich von Eduard Daxhuber und Adolf Schmiedinger zum Blauen Vogel begleiten. Zu allem Überfluss hatte es nun auch noch zu nieseln begonnen. Sie zog ihren Schal enger um sich. »Haben wir jetzt eigentlich die Wichtigsten schon befragt?«, wollte sie wissen und sah nachdenklich die Dorfstraße hinunter. Eine Taube hüpfte auf dem Gehweg entlang. Sonst war alles leer.

»Na ja, beispielsweis den Pfarrer noch ned und auch ned den Döhring«, zählte Adolf Schmiedinger auf. Er zögerte. »Aber der Döhring verlässt ja sowieso kaum noch das Haus, und wenn doch, nachad sieht der auch ned recht viel. Der Bürgermeister hat angeblich keine Zeit für so einen Schmarrn, wie er g’sagt hat, und von den Blumentritts war am letzten Dienstag bloß die Rossana daheim, und die steht um die Mittagszeit allerweil in der Küche und kocht für ihre Töchter und den Mann, weil der ist doch ein Lehrer, in der Schule in Simbach. Von ihrer Küchen aus kann sie nix g’sehn haben. Ich hab sie aber sicherheitshalber g’fragt, und sie hat tatsächlich nix g’sehn. Aber wissen S’ eigentlich schon, dass der Enzo jetzt fest beim Landauer Anzeiger arbeitet? Das hat s’ mir bei der Gelegenheit schnell noch verzählt. Aus dem werd g’wiss noch einmal ein richtiger Reporter. Und seine Freundin, die Walburga, die will in die Politik gehen. Zu den Grünen – na ja, besser als wie zu den Roten.«

Franziska sah den Polizeiobermeister kurz von der Seite an. So viel und fast ohne Punkt und Komma sprach er normalerweise nicht. Er war aufgekratzt und überdreht, wie jemand, der eine schwierige Aufgabe bewältigt und insgeheim nicht damit gerechnet hatte, diese Prüfung jemals zu bestehen.

»Ja mei, sonst wär da noch die Waldmoserin, die Frau vom Bürgermeister, aber die hat uns ebenfalls bloß wissen lassen, was ihr Mann von der ganzen Sache hält und dass mir unbedingt innerhalb der Dorfbevölkerung nach einem ganz bestimmten Täter suchen sollen – aber wie die Rücker Charlotte hat s’ auf keinen Fall offiziell einen Namen zu Protokoll geben wollen.«

Franziska schüttelte den Kopf. »Wenn ich eines hasse, dann sind es diese kryptischen Andeutungen. Das schafft nur böses Blut und mehr Verwirrung als Klärung, und dabei geraten viel zu oft die Falschen in Verdacht. Also, ehrlich gesagt, ich versteh das alles nicht. Aber Sie, Sie müssten doch Ihre Pappenheimer kennen?«

»Ins Herz einischaun kann trotzdem keiner wem«, murmelte Adolf Schmiedinger, und sein Freund Eduard pflichtete ihm nickend bei: »Und wenn doch, nachad tät’s da bei uns sicher auch Herzen geben, wo’s innen eher nach einer Mördergruben ausschaut.«

Die Kommissarin zog die Augenbrauen hoch. »Meine Herren, wie soll ich das denn jetzt verstehen?«

»Ich will grad gar nix g’sagt ham«, antworteten beide wie aus einem Munde.

In der großen Gaststube herrschte noch Ruhe. Abgesehen von einem jungen Mann, der unter dem ehemaligen Herrgottswinkel an seinem Handy herumfummelte, saß einzig Otmar Kandler an einem Tisch, vor sich die Rätselseite des Landauer Anzeigers sowie ein Kännchen Kaffee.

»Wollen Sie jetzt schon heim?«, fragte er und blickte auf seine Uhr. Es war noch nicht einmal vier.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.